27.01.16

Wer einmal kommt, kommt wieder“

Gerlinde Kretschmann besuchte während ihres Aufenthalts in Nürtingen gestern auch die Vesperkirche in der Lutherkirche

Ein Schwätzle muss auch mal sein: Gerlinde Kretschmann hatte für jeden Gast der Vesperkirche ein offenes Ohr. Foto: Holzwarth

Autor: Jürgen Holzwarth — Nürtinger Zeitung

Von der Frau des Ministerpräsidenten wird man auch nicht alle Tage bedient, dachten sich die Besucher der Nürtinger Vesperkirche gestern Mittag. Gerlinde Kretschmann startete ihren Besuch in Nürtingen in der Lutherkirche und half auch gleich mit.

NÜRTINGEN. Am gelben Tuch an der Schürze erkannte man gleich, Gerlinde Kretschmann war für die Getränke zuständig. Gemeinsam mit den Schülern Kujtim Esati und Shpat Kolgeci vom Schulwerk Mitte versorgte die Landesmutter die Besucher mit Wasser und Apfelschorle.

Gerlinde Kretschmann wollte ihre Tour durch Nürtingen unbedingt im Lutherhof starten, bevor es – begleitet von Stadtrat Dieter Braunmüller – auf den Turm der Stadtkirche und in die Fritz-und-Hildegard-Ruoff-Stiftung ging. Nachmittags besuchte sie das Café International in der Kulturkantine der Seegrasspinnerei, um mit Flüchtlingen und Helfern zu reden.

Von der Vesperkirche ist Gerlinde Kretschmann begeistert: „Wer einmal kommt, kommt immer wieder“, sagt sie. Diese Erfahrung hat sie auch in anderen Vesperkirchen im Land gemacht.

Auch Dekan Michael Waldmann und Bärbel Greiler-Unrath, die Leiterin der Vesperkirche, sind zufrieden. Die anfänglich 250 Essen, die jeden Tag ausgegeben wurden, sind auf 300 bis 400 angewachsen. Das Publikum ist bunt gemischt. „Die Anzahl der Bedürftigen ist gestiegen“, sagt Waldmann. Aber auch andere Leute kommen und zeigen sich solidarisch. „Unser Anliegen ist es, den Bedürftigen auch mal etwas Gutes zu tun, hier können sie zwischen zwei Essen wählen und sich bedienen lassen“, so der Dekan.
Ein Essen kostet mindestens einen Euro, „ein symbolischer Preis, den wir auch nicht erhöhen wollen“, so Waldmann. Er sieht es natürlich gerne, wenn jemand mehr dafür zahlt. Dieser Euro ist freilich bei Weitem nicht kostendeckend. Ein Essen liegt bei sechs Euro. „Wir benötigen rund 30 000 Euro an Spenden“, sagt der Dekan. Ob jemand fünf Euro spendet oder auch mal 5000, wie manche Firmen, spielt keine Rolle. Dazu kommen auch Sach- und Dienstleistungen, das Deutsche Rote Kreuz bietet zum Beispiel einen kostenlosen Fahrdienst an, „aus Neckartenzlingen erhielten wir 35 Kuchen“, freut sich Bärbel Greiler-Unrath. Es ist selbstverständlich, dass jede Gemeinde im Kirchenbezirk mithilft.

Dazu kommen auch die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Circa 400 sind es dieses Jahr. Manche Schulklassen und Konfirmanden sind die vollen drei Wochen mit dabei. Gerade die Schüler sind daran sehr interessiert und können sich die Zeit als Sozialpraktikum anrechnen lassen. Ebenso ist die Behinderten-Förderung aus Linsenhofen mit eingebunden in die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer. „Das ist Inklusion im besten Sinne, auch beim Arbeiten“, sagt der Dekan.

Im Internet kann man sich über die Vesperkirche unter www.Vesperkirchen-Landkreis-Esslingen.de informieren.